Villa Winter
Die Villa Winter: Geheimnisse, Mythen und Faszination auf Fuerteventura
Inhaltsverzeichnis
Leidenschaftlicher Reiseblogger, der die Welt abseits der ausgetretenen Pfade erkundet.
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Das Wichtigste in Kürze
Geheimnisvoller Bau: Die Villa wurde in den 1940er Jahren vom deutschen Ingenieur Gustav Winter in völliger Abgeschiedenheit erbaut – ihre genaue Nutzung ist bis heute ungeklärt.
Ort voller Legenden: Es gibt zahlreiche Spekulationen über Nazi-Fluchtwege, geheime U-Boot-Stützpunkte und unterirdische Anlagen – aber keine gesicherten Beweise.
Ungewöhnliche Architektur: Mit Turm, meterhohen Mauern und eigenwilligen Details wirkt die Villa wie ein Fremdkörper in der kargen Landschaft Fuerteventuras.
Besuch möglich: Heute dient die Villa als kleines, privat geführtes Museum und kann gegen ein Trinkgeld besichtigt werden – ein faszinierender Ort zwischen Geschichte und Mythos.
Die Villa ist dienstags bis sonntags von 10:00 bis 14:00 Uhr und von 15:00 bis 17:00 Uhr für Besucher geöffnet
Das Geheimnis der Villa Winter
Tief im Westen Fuerteventuras, versteckt an einem der wildesten und unzugänglichsten Strände der Insel, thront ein Gebäude, das seit Jahrzehnten Spekulationen anheizt: die Villa Winter.
Abgeschieden auf der Halbinsel Jandía, hoch über dem endlosen Strand von Cofete, steht ein zweistöckiges Haus mit Turm, Innenhof und auffälligen Details: Türen mit dem Buchstaben „W“, geschnitzte Krokodilsköpfe als Wasserspeier, meterdicke Wände und eine Architektur, die eher an den Schwarzwald als an die Kanaren erinnert. Wer hierher kommt – meist über eine holprige Piste –, spürt sofort: Dieser Ort ist anders. Geheimnisvoll. Fast surreal.
Erbaut wurde die Villa vom deutschen Ingenieur Gustav Winter, der ab den 1940er Jahren große Flächen im Süden der Insel pachtete. Offiziell war die Villa Teil eines landwirtschaftlichen Projekts – doch bis heute hält sich hartnäckig der Verdacht, dass mehr dahintersteckt.
Zahlreiche Legenden ranken sich um das abgelegene Anwesen: War es ein geheimer U-Boot-Stützpunkt der Nazis im Zweiten Weltkrieg? Diente es als Zwischenstation für flüchtige Nazi-Größen auf dem Weg nach Südamerika? Und was hat es mit den angeblich unterirdischen Tunneln und Bunkeranlagen auf sich?
In diesem Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf die Geschichte, die Architektur und die zahlreichen Mythen rund um die Villa Winter – und versuchen herauszufinden, wie viel Wahrheit in den düsteren Geschichten steckt.
Lage und Architektur: Ein Fremdkörper in der Wildnis
Verlässt man die befestigten Straßen im Süden Fuerteventuras und folgt der staubigen Piste durch das karge Massiv der Jandía-Berge, erreicht man irgendwann einen Ort, der wirkt wie aus einer anderen Welt: Dorf Cofete. Nur wenige Häuser, eine kleine Kapelle – und darüber, scheinbar wachend über das Tal und den endlosen Strand, erhebt sich die Villa Winter.
Die Villa Winter thront auf einer Anhöhe mit spektakulärem Blick über den wilden, fast 14 Kilometer langen Playa de Cofete – einem der unberührtesten Strände der Kanaren. Umgeben von schroffen Felsen und windgepeitschter Natur liegt sie fernab von Strom und befestigten Wegen, ein Ort der Einsamkeit, perfekt für Geheimnisse.
Architektonisch wirkt die zweistöckige Villa mit Turm und Innenhof wie ein Fremdkörper: eine Mischung aus Schwarzwaldhaus-Anklängen, spanisch-kanarischen Elementen und ungewöhnlichen Details wie geschnitzten Krokodilköpfen als Wasserspeier und Türen mit dem „W“ für Winter. Teilweise in den Hang gebaut, verleiht das Gebäude mit seinen dicken Mauern und schießschartenartigen Fenstern dem Ort eine geheimnisvolle Aura, die Spekulationen über versteckte Tunnel und geheime Beobachtungsposten nährt.
Gustav Winter: Der Mann hinter dem Mythos
Hinter der rätselhaften Villa Winter steht eine ebenso geheimnisvolle Figur: Gustav Winter, deutscher Ingenieur aus dem Schwarzwald, der ab 1915 auf den Kanaren tätig war. Er galt als ehrgeizig, gut vernetzt und durchaus umstritten – der perfekte Nährboden für Legenden.
Um 1940 pachtete Winter weite Teile des südlichen Fuerteventuras. Offiziell, um Landwirtschaft und Infrastruktur zu fördern. Doch der genaue Bauzeitpunkt der Villa – irgendwo zwischen den späten 1930ern und 1950ern – bleibt unklar und ist bis heute ein zentraler Bestandteil der Spekulationen.
Winter war kein isolierter Tüftler, sondern in mehrere Großprojekte eingebunden, etwa den Bau eines Elektrizitätswerks auf Gran Canaria. Seine Nähe zu politischen Kreisen und die aufwändige, abgeschiedene Villa sorgen bis heute für Diskussionen: Diente sie wirklich nur als Verwaltungssitz? Oder war mehr dahinter?
Ob Rückzugsort, Investition oder Teil eines größeren Plans – die wahre Motivation Winters bleibt ungeklärt. Und vielleicht ist es genau das, was ihn und seine Villa so faszinierend macht.
Die Legenden: Nazi-U-Boote und geheime Fluchtwege
Je abgelegener ein Ort, desto größer oft die Mythen, die ihn umgeben. Im Fall der Villa Winter sind es nicht nur harmlose Anekdoten – es sind jahrzehntelange Spekulationen über Spione, geheime Operationen und ein düsteres Kapitel europäischer Geschichte. Bis heute ist die Villa ein Magnet für Verschwörungstheorien und Hobby-Historiker, die den Ort nach Hinweisen absuchen.
Der geheime U-Boot-Stützpunkt
Die wohl bekannteste Theorie besagt, dass die Villa Winter während des Zweiten Weltkriegs als geheimer U-Boot-Stützpunkt der Nazis diente. Demnach sollen von der Villa aus unterirdische Tunnel direkt zum Meer geführt haben, wo sich angeblich ein versteckter Anlegeplatz für deutsche U-Boote befand.
Der abgelegene Küstenabschnitt südlich von Cofete gilt als schwer zugänglich – genau das, so heißt es, habe ihn für geheime Operationen attraktiv gemacht.
Die „Rattenlinien“ – Fluchtwege für Nazi-Größen
Eng verwandt mit der U-Boot-Theorie ist die Spekulation, die Villa habe als Zwischenstation für flüchtige NS-Funktionäre auf dem Weg nach Südamerika gedient.
Nach dem Krieg wurden sogenannte „Rattenlinien“ bekannt – geheime Fluchtrouten, oft über Spanien und Italien. Manche vermuten, dass auch Fuerteventura, mit seiner dünnen Besiedlung und strategisch günstigen Lage, eine Rolle dabei gespielt haben könnte.
Weitere Mythen und Spekulationen
Bunkeranlagen: Besucher berichten von verborgenen Kellerräumen und zugemauerten Durchgängen. Manche glauben an weitläufige unterirdische Anlagen.
Ein Flugfeld in der Nähe: Gerüchte besagen, es habe im Süden ein kleines Flugfeld gegeben, das für geheime Landungen genutzt wurde – Hinweise darauf sind bislang nicht belegbar.
Ein versteckter Goldschatz: Auch diese klassische Schatzsucher-Story fehlt nicht – irgendwo in den Bergen oder unter der Villa, so heißt es, könnte Nazigold vergraben sein.
Überdimensionierte Stromleitungen: Die elektrische Ausstattung der Villa wird teils als Hinweis auf ungewöhnliche Nutzung gewertet – wozu brauchte ein Wohnhaus in dieser Einsamkeit angeblich so viel Strom?
Zwischen Fiktion und Realität
Die Villa Winter bleibt ein Ort, der zur Interpretation einlädt. Gerade weil vieles unklar bleibt – etwa der genaue Bauzeitpunkt oder die ursprüngliche Nutzung – gibt es Raum für Spekulationen. Und vielleicht liegt genau darin ihr Reiz: in der Grenze zwischen Mythos und Wahrheit, zwischen gesichertem Wissen und der ewigen Frage: Was, wenn doch mehr dahintersteckt?
Die Villa Winter heute: Einblicke in ein lebendiges Museum
Was einst Gerüchte nährte, ist heute ein Ort, den man tatsächlich betreten kann: Die Villa Winter ist längst kein verschlossener Mythos mehr – sondern ein offenes Kapitel, das Besucher selbst erkunden können. Wer sich auf die abenteuerliche Fahrt nach Cofete begibt, wird mit einem Ort belohnt, der Vergangenheit atmet.
Ein lebendiges Museum – geführt von heutigen Bewohnern
Die Villa Winter wird heute von Privatpersonen bewohnt und gepflegt. In einigen der Räume wurde ein kleines privates Museum eingerichtet, das Besuchern Einblicke in die Geschichte und Legenden des Hauses gewährt. Fotos, Karten, alte technische Geräte und kleine Ausstellungsstücke erzählen von der Bauzeit, Gustav Winter und den vielen Geschichten, die sich um diesen Ort ranken.
Es gibt keine offiziellen Öffnungszeiten, aber ein Besuch ist in der Regel möglich, meist gegen ein Trinkgeld als Dankeschön für die Führung. Freundlichkeit, Respekt und ein echtes Interesse am Ort öffnen hier mehr Türen als ein Eintrittsticket.
Tipps für deinen Besuch
Beste Besuchszeit: Vormittags ist das Licht besonders schön, und die Strecke über die Schotterpiste noch nicht so stark befahren. Zudem ist die Hitze am frühen Tag angenehmer.
Anfahrt: Die Straße nach Cofete ist unbefestigt, aber mit einem Mietwagen (am besten mit etwas Bodenfreiheit) in der Regel befahrbar. Fahr vorsichtig!
Tipp: Plane etwas mehr Zeit ein, um auch den Playa de Cofete zu genießen – ein wilder, fast menschenleerer Strand, der allein schon die Reise wert ist.
Fazit: Das ungeklärte Rätsel bleibt
Die Villa Winter ist mehr als nur ein seltsamer Bau in der Einöde von Cofete – sie ist ein Ort voller Fragen. Allein die abgelegene Lage mitten im Nirgendwo macht Eindruck. Dazu kommt der eigenwillige Baustil, der irgendwie nicht so recht ins Bild passen will – und genau das macht sie spannend.
Seit Jahrzehnten ranken sich Geschichten um geheime Nazi-Stützpunkte, U-Boot-Tunnel und Fluchtrouten. Beweise? Fehlanzeige. Aber gerade das Unklare, das Rätselhafte, zieht die Leute magisch an.
Vielleicht ist es genau dieses diffuse Gefühl zwischen Fakt und Fiktion, das die Villa Winter zu einem Ort macht, der einen nicht loslässt. Ein Platz, an dem Geschichte zur Legende wird – und man sich fragt, was hier wirklich passiert ist.
FAQ - Häufig gestellte Fragen
Die Villa Winter war ursprünglich im Besitz von Gustav Winter und verblieb nach seinem Tod 1971 zunächst bei seiner Familie. Im Jahr 1997 verkauften die Erben das Anwesen samt umliegendem Gelände an die spanische Bau- und Tourismusgruppe Lopesan S.A. mit Sitz auf Gran Canaria. Seitdem gilt Lopesan als rechtmäßige Eigentümerin der Villa Winter.
Allerdings erhoben Nachfahren Winters in der Vergangenheit immer wieder Ansprüche auf das Grundstück, was zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führte. Trotz dieser Streitigkeiten wird Lopesan heute offiziell als Eigentümer geführt.
Heute lebt Pedro Fumero Matos in der Villa Winter. Er ist nicht nur Bewohner, sondern auch Forscher der Geschichte und Mythen des Hauses. Seine Familie ist eng mit der Villa verbunden – sein Großvater arbeitete für Gustav Winter, mehrere Onkel waren Hausverwalter.
Pedro führt Besucher persönlich durch das Anwesen, teilt seine Recherchen und macht die Villa als eine Art privates Museum zugänglich. Zuvor wurde sie von einem älteren Geschwisterpaar betreut. Heute ist die Villa kein klassisches Wohnhaus mehr, sondern ein Ort lebendiger Geschichte.
Mit dem Auto:
Ab Morro Jable etwa 15 km über eine teils holprige Schotterpiste (FV-511) nach Cofete, ca. 1 Stunde Fahrzeit. Ein Geländewagen ist ideal, aber auch normale Mietwagen sind möglich. Von Puerto del Rosario dauert die Fahrt ca. 2 Stunden.Mit dem Bus:
Die Buslinie von Tiadhe fährt zweimal täglich von Morro Jable nach Cofete (ca. 46 Min.). Von dort sind es noch etwa 20 Min. zu Fuß zur Villa.Zu Fuß:
Wanderfreunde erreichen die Villa auf einem ca. 9 km langen Wanderweg ab Cofete – durch beeindruckende Landschaft, in rund 3,5–4 Stunden.Mit geführter Tour:
Mehrere Anbieter bieten Jeep-Touren direkt zur Villa Winter an – ideal für alle, die das Abenteuer lieber in Begleitung erleben wollen.
Gustav Winter war ein deutscher Ingenieur, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte. Er ist vor allem für den Bau der Villa Winter im süden von fuerteventura bekannt, die während des Zweiten Weltkriegs erbaut wurde. Sein Leben und seine Aktivitäten sind von vielen Spekulationen umgeben, einschließlich der Gerüchte über Verbindungen zu Hitler und anderen nationalsozialistischen Kreisen.
Ja, es gibt verschiedene Anbieter, die Führungen zur Villa Winter anbieten. Die Führungen informieren die Besucher über die Geschichte der Villa, die Legenden rund um Gustav Winter sowie die architektonischen Merkmale des Gebäudes. Einige Touren beinhalten auch Ausflüge zu anderen historischen Stätten in der Umgebung von Cofete.
In der Nähe der Villa Winter gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Aktivitäten auf Fuerteventura zu buchen. Dazu gehören Wandern in der Umgebung des Pico de la Zarza, Strandbesuche in Cofete sowie verschiedene Wassersportarten wie Surfen und Tauchen. Die Region ist auch ideal für Naturliebhaber, die die einzigartige Flora und Fauna der halbinsel jandía erkunden möchten.